Die Kunst des Fährtenlesens

ganzheitliche Spurensuche

Eine ganz essentielle Kunst und Fertigkeit der Wildnispädagogik ist die Kunst Spuren in der Natur zu sehen und zu deuten. In unserer nicht so weit entfernten Vergangenheit war diese Fähigkeit überlebenswichtig. Und wie alles, was wirklich notwendig ist, werden wir darin gut. Wir waren als Jäger und Sammler Meister des Spurenlesens (Tracking). Ohne diese Kunst zu beherrschen, hätten wir die Tiere nicht gefunden, die wir jagen wollten oder mit einem Pfeil angeschossen hatten. Der sehr erfahrene Tracker Louis Liebenberg beschreibt wie eng Fährtenlesen und Wissenschaft verknüpft sind. Das Verfolgen einer Spur, also kleinster Nuance und Hinweise und das Aufstellen von Theorien über diese Spur anhand von Indizien waren für ihn die Anfänge der Wissenschaft. Auch beim Spurenlesen werden Thesen aufgestellt und verworfen und es ist ein permanentes Forschen.

Der Anfang ist natürlich die verschiedenen Spuren wahrzunehmen. Das können Abdrücke in der Erde sein, aber auch Fraßspuren, Liegeplätze oder Betten, abgeschälte Rinde an Bäumen, ein markanter Geruch in der Luft und natürlich alle Ausscheidungen eines Tieres. Wenn ich in der Lage bin aufmerksam durch den Wald zu gehen und diese Spuren zu sehen/riechen, dann stellen sich folgende fragen:

  • Wer? (Art, Gechlecht des Tieres, Alter, usw…)
  • Was ist hier passiert? (Die Geschichte sozusagen)
  • Wo/Wohin? (Von wo ist er oder sie gekommen und wo ist er/sie hingegangen?)
  • Wann? (Wann ist das ganze Geschehen)
  • Warum? (Die Frage der größeren Perspektive; Warum hier und nicht woanders z.B.)
  • Wie? (Welche Gangart und wie schnell?

Neugier und Mut sind hierbei entscheidender als richtige Antworten. Es gibt den Spurch unter Trackern „You´ll always right, if you track alone.“ (Wenn du alleine Spuren liest, hast du immer recht.) Deshalb ist es wichtig zu wissen, dass die Fragen und das Forschen wichtiger sind als das richtig liegen. Aus unserer Schullaufbahn sind viele es gewohnt Antworten zu suchen und alles in richtig und falsch zu kategorisieren. Das ist beim Spurenlesen eher hinderlich.

Neben den Fragen gibt es ein sehr kraftvolles Handwerkszeug um ein Fährtenleser zu werden: Werde zum Tier! Wenn du eine Spur gefunden hast, bei der du die einzelnen Abdrück einordenen kannst, dann imitiere sie so, als wenn du auf allen Vieren hier lang gegangen wärst. Versuche genau so zu laufen und dich zu bewegen. Das stärkt deine intuitiven Fähigkeiten, Spuren zu verstehen.

Bald dann wirst du wie die Buschmänner in der Kalahari Spuren verfolgen, ohne sie wirklich anzuschauen und wenn nötig kannst du eine enorme Mengen von Wissen aus einer Spur herunterladen. Dafür brauchst du aber eine gute Verbindung.

Hier ein Artikel von mir auf dem WWF Blog.

Viel Spaß beim Spuren lesen.

Die Kunst des Fährtenlesens